Fischer Group International
Juli 21, 2020

Führen in der Krise

Von: Dr. Beate Heller

Krise heißt auf Griechisch „Entscheidung“. Ganz egal wie schwerwiegend eine Krise ist, sie löst die dringende Notwendigkeit aus, infolge eines Gefühls von Bedrohung und einem Anstieg an Unsicherheit Entscheidungen zu treffen. In der Corona Pandemie kommt das Gefühl und die Angst hinzu, nicht nur geschäftlich, sondern auch persönlich überleben zu müssen, was zunächst, auch bei erfahrenen Krisenmanagern, kein „déjà“, sondern ein „jamais vu“ auslöst. Auf emotionaler Ebene verursacht die Krise Verzweiflung, Zorn, Wut und Angst, aber auch Mut, Beherztheit und Überlebenseifer.

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In derart extremen Phasen zeigen Menschen und insbesondere Führungskräfte ihr wahres Gesicht und ihren Charakter. Ihre besten, aber auch ihre schlechtesten Seiten werden zutage gefördert. Fest steht: Krisen sind nichts für Führungskräfte, deren Führungsmotivation durch Narzissmus, Opportunismus oder Karrierestreben geprägt ist.

Jetzt kommt es auf Werte und Verhaltensmuster an, die vor Covid-19, vernachlässigt wurden oder in Kompetenzmodellen vor sich hinschlummerten, jetzt aber dringend gebraucht werden. An diesen Werten und Verhaltensmustern wird sich jede Führungskraft nach Covid-19 messen lassen müssen, denn das Krisengedächtnis der Beteiligten und Betroffenen ist lang.

Die folgenden 10 Regeln sollten Führungskräfte daher beherzigen:

  1. Kommunizieren Sie offen und ehrlich

Auch wenn Sie nicht mögen, was Sie zu sagen haben, sollten Sie das Zutrauen und den Mumm haben, schwierige Themen nicht nur bilateral, sondern auch internen und externen Öffentlichkeiten mitzuteilen. Mitarbeiter sind schlau und wissen sehr genau, was gespielt wird. Bevor sie Dramen von anderen erfahren, sollten Führungskräfte zuvorkommen. Das schafft Vertrauen.

  1. Kommunizieren Sie häufig

Behandeln Sie die Krise wie die breaking news story, die sie ist, und fragen Sie sich selbst jeden Tag, was Ihre Mitarbeiter, Kunden etc. heute und am folgenden Tag wissen müssen. Das schafft Nähe und Verbundenheit. - You cannot overcommunicate in a crisis.

  1. Schaffen Sie Stabilität durch Struktur

Halten Sie Ihre Mitarbeiter und Kunden durch regelmäßige, häufige Updates zusammen, in denen Sie auch die Gelegenheit geben, Fragen zu stellen und sich auszutauschen. So haben Sie auch die Möglichkeit, stets zeitnah eigene Zweifel und neue Erkenntnisse mitzuteilen, die zu einer Lösung beitragen. Das schafft Sicherheit.

  1. Bleiben Sie bewusst und absichtlich ruhig

Auch wenn Erfahrung ein gewünschter Wert in schwierigen Zeiten ist, kann übersteigerte Selbstüberzeugtheit im Sinne von „ich weiß schon, wie das geht…“ kontraproduktiv sein und später in Hilflosigkeit münden. Die Achterbahn zwischen großen schlafraubenden Sorgen (Ausnahmezustand der Krise) und kleinsten operativen Aufgaben (normaler Alltag) ist erschöpfend. Dafür wird aber auch jeder Verständnis haben. Die Gefahr, sich im Micromanagement zu verlieren und das große Ganze aus den Augen zu verlieren, ist enorm groß. Beides im Blick zu behalten und sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, schafft Souveränität und Respekt.

  1. Zeigen Sie Rückgrat und bleiben Sie Subjekt Ihrer Handlungen

Stehen Sie zu Ihren Entscheidungen, auch wenn sie negative Folgen haben werden. Tun Sie nicht so, als hätte jemand anders die Entscheidung getroffen, das mindert Ihre Glaubwürdigkeit und macht Sie zum Objekt ihrer eigenen Handlungen.

  1. Heulen Sie nicht mit den Wölfen

Stimmen Sie nicht ein in das allgemeine Krisengejammer, wenn Ihre Mitarbeiter zusammenkommen, denn Jammern macht gesellig. Das heißt nicht, dass Sie Ihre Ohren verschließen sollen vor Sorgen und Nöten, im Gegenteil: Hören Sie zu, lassen Sie ventilieren, zeigen Sie dann aber konstruktiv Wege auf, wie sich die Krise meistern lässt. Das schafft Perspektive.

Und jetzt der wichtigste Punkt:

  1. Zeigen Sie Empathie

Bieten Sie psychologische Sicherheit, indem Sie erlauben, dass Ihre Mitarbeiter offen über Ihre Fragen und privaten Sorgen sprechen können, ohne Angst vor Sanktionen oder fatalen Konsequenzen. Zeigen Sie sich auch offen für die Empathie anderer und aufmerksam für deren Wohlergehen. Dies gibt das Gefühl, ein Mensch und nicht nur eine Ressource zu sein.

  1. Verteilen Sie Arbeit mit Fairness

Krisen führen schnell zu Verteilungskämpfen, in welchen sich jeder seine Existenz und sein Überleben sichert. Sorgen Sie dafür, dass Arbeit im Sinne der Solidarität verteilt wird und nicht im Sinne der Prinzipien „schneller, größer, lauter, wichtiger, besser als…“. Ein Handeln nach diesen Prinzipien schwächt das Fundament einer Firma und ist schwer therapierbar.

  1. Sammeln Sie alles Neue, Improvisierte, was nach der Krise bewahrt werden soll

Während man in Vollkaskozeiten händeringend nach Innovationen sucht und den Begriff kaum noch hören kann, zwingt eine Krise über Nacht zu neuen Wegen, zu improvisieren und zu experimentieren. So wird aus der Not eine Tugend und dabei entstehen oft Innovationen, die unbedingt beibehalten werden sollten.

  1. Krise als Lernprozess

Krisen sind in ihrer Dramatik persönlichkeitsbildend, da man, gerade als Führungskraft an seine physischen und psychischen Grenzen kommt. Nehmen Sie sich Zeit, um sich zu fragen: Was mache ich da gerade mit meinem Leben? Was macht mein Leben gerade mit mir? Bin ich der/die, die/der ich eigentlich sein will? Welche meiner 3 heiligen Werte werde ich in dem ganzen Durcheinander auch jetzt nicht aufgeben? Und warum ist das so?

Beobachten Sie die Menschen in Ihrer Umgebung: Sie zeigen sich gerade jetzt ohne Maske, wenn auch mit Mundschutz!

Möchten Sie mehr über die Leistungen von fgi zum Thema Führen in der Krise erfahren? Dann vereinbaren Sie jetzt einen Gesprächstermin mit Dr. Beate Heller.

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