Fischer Group International
Mai 7, 2021

Neue Themen brauchen andere Antworten – Schließe Freundschaft mit Veränderung

Von: Kirsten Menzel

Die „Neue Arbeitswelt“ stellt Führungskräfte vor die Herausforderung, neue Wege zu gehen und alte Verhaltensmuster hinter sich zu lassen. Eine wachstumsorientierte Denkweise kann ihnen dabei helfen, mit den stetigen Veränderungen, die diese neue Welt mit sich bringt, konstruktiv umzugehen. In unseren virtuellen Führungskräfte-Camps machen wir erlebbar, wie der Wandel hin zu einem solchen „Growth Mindset“ gelingen kann. Unsere Beraterin, Kirsten Menzel, hat die Führungskräfte-Camps mitkonzipiert und berichtet hier, wieso gerade ein Blick in die Neurowissenschaft dabei helfen kann, besser mit Veränderungen umgehen zu lernen und warum Improvisation dabei eine hilfreiche Methode ist.

Schließe_Freundschaft_mit_Veränderung_kleiner

Im Homeoffice sitzend werfe ich einen Blick nach draußen in die Neue Arbeitswelt. Dort bin ich also angekommen. In einer Welt, die sich in Schallgeschwindigkeit zu ändern scheint, eine hohe Schlagzahl fordert und in der es vor Buzzwords nur so wimmelt: New Work, Reinventing Organizations, Agile Treiber, Selbstorganisierte Teams, Nachhaltiges Führen, VUCA, Motivation 3.0, Autonomy, Mastery, Purpose.

Doch worum geht es hier eigentlich im Kern oder besser: Wie kann diese Veränderung gelingen?

Die Frage nach dem Umbruch

Als Teil der Generation Y erlebe ich eine Art Umbruch der traditionellen und konformistischen Arbeitswelt in eine dynamischere, offenere und persönlichere Welt. Der Zenit von Silodenken, Bürokratie, Grabenkämpfen, Ressourcenausnutzung und weiteren klassischen Management-Geschichten scheint immer weiter erreicht. Mehr und mehr Kunden kommen mit der Frage auf uns zu, wie sich diese „Neue Arbeitswelt“ inhaltlich ausgestaltet und welches Rüstzeug es dafür braucht.

Es geht darum, wie viel Einfachheit Führende in einer komplexen Welt anbieten können. Wie sie den Mut für radikale Ideen aufbringen und Raum für Fehler und Experimente schaffen können. Wie sie mit dem Gefühl von Kontrollverlust umgehen, und die Eigenverantwortung ihrer Mitarbeitenden stärken. Wie sie exzellente Ergebnisse ermöglichen und gleichzeitig die eigene Gesundheit und die ihrer Kollegen schützen können.

Einen Rahmen für die Bewältigung all dieser Fragen bietet unser virtuelles Führungskräfte-Camp, in dem wir Führende an ausgewählten Schwerpunktthemen in den Austausch bringen und ihnen mit Blick auf diese Themen einen Perspektivwechsel ermöglichen. Dabei beziehen wir auch Erkenntnisse aus der Neurowissenschaft ein.

Ein Blick in unseren „archaischen Notfallkoffer“

95% unserer täglichen Entscheidungen treffen wir unbewusst. Sie sind gelenkt von Routinen und Automatismen. Im Schnitt sind 70% unserer täglichen Gedanken identisch zu denen des Vortags. 40% unseres Verhaltens wiederholt sich täglich. Entsprechend schwer ist es, unsere Gewohnheiten aus dem Trott zu reißen und Neues zu übernehmen.

Trotz des menschlichen Fortschritts und vielen großen Errungenschaften tragen wir immer noch evolutionäres Erbgut aus der Steinzeit in uns. Unser „fight-or-flight“-Modus ist dabei das wohl bekannteste Konzept (limbisches System), das unser „archaischer Notfallkoffer“ bereithält. Um ihr Überleben zu sichern, wurden unsere Vorfahren mit einem Gehirn ausgestattet, das darauf aus ist, intuitiv und unbewusst, statt rational und bewusst zu denken, denn das spart Energie. So sorgt es auch heute noch dafür, dass wir Negatives stärker als Positives bewerten und dazu tendieren, das Risiko eines Verlusts zu vermeiden, statt der Chance eines Gewinns nachzugehen.

Aus heutiger Sicht mag es paradox erscheinen, doch unser Hirn ist nach wie vor nicht auf Wachstum oder das Streben nach Glück konditioniert. Wie sollen wir auf dieser Grundlage eine neue Ära der Organisationsentwicklung einleiten? Z.B. durch die Etablierung neuer Gewohnheiten, die zu einem Growth Mindset führen. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn das braucht kontinuierliche Wiederholung.

30-Sekunden-Neurowissen – Selbst ist das Hirn

In unserer Arbeit als Berater und Trainer können wir den Stein nur ins Rollen bringen, denn es braucht im Schnitt 66 Tage, bis unser Gehirn ein neues Verhalten routiniert übernehmen kann, ohne dass es uns eine große Menge an Willenskraft (Absichtsenergie) kostet.

Unser Gehirn ist trainierbar wie ein Muskel. Durch die Schaffung neuer neuronaler Verbindungen ist es (glücklicherweise) ein Leben lang veränderbar. Dahinter verbirgt sich das Konzept der Neuroplastizität, das es unserem Gehirn ermöglicht, sich an verschiedene Lebensphasen und -umstände anzupassen. Typische Schlüsselgewohnheiten lassen sich demnach umtrainieren. So können wir lernen, Verhaltensmuster und damit einhergehende Gedanken, die einer statischen Denkweise („Fixed Mindset“) entsprechen, umzulenken in eine wachstumsorientierte Denkweise („Growth Mindset“).

Growth Mindset vs. Fixed Mindset in der Kurzversion

Das sogenannte „Fixed Mindset“ entspricht einer statischen Denkweise, die auf dem Motivationsprinzip von „Zuckerbrot und Peitsche“ basiert. Die eigenen Ressourcen werden als limitiert betrachtet. Typische Glaubenssätze sind:

  • „Fehler entstehen aufgrund limitierter Fähigkeiten.“
  • „Bist du erfolgreich, fühle ich mich bedroht.“
  • „Meine Fähigkeiten bestimmen alles.“

Das „Growth Mindset“ dagegen verkörpert eine wachstumsorientierte, nach Sinn strebende Denkweise und damit die Fähigkeit, die eigenen Ressourcen als unendlich verbesserungsfähig zu betrachten. Typische Glaubenssätze sind:

  • „Aus jedem Fehler kann ich etwas lernen.“
  • „Bist du erfolgreich, schöpfe ich Inspiration.“
  • „Mein Einsatz und meine Einstellung bestimmen alles.“

Einen praktischen Ansatz, um mit dieser Form des Mindsets in den Kontakt zu kommen, bieten wir unseren Camp-Teilnehmern mithilfe der Improvisation.

„Heiter scheitern“ mit Improvisation

Improvisieren ist die Fähigkeit, Unvorhergesehenes souverän anzugehen, erfolgreich zu meistern und dabei locker zu bleiben. In unseren Leadership-Camps bringen wir die Führungskräfte aktiv in das Erleben dieser Methoden. Durch einen gezielten Perspektivwechsel nähern wir uns den Führungsthemen zunächst von einer anderen Seite und stellen dann den Bezug zum Arbeitskontext her, wodurch neuronal die notwendige Veränderung losgetreten wird.

Durch die Methode des Story-Tellings und sorgfältig inszenierte Störungen von außen lernen die Teilnehmenden, wie sie flexibel und kreativ mit unerwarteten Situationen umgehen und wie es sich dabei anfühlt, vom ursprünglichen Plan abweichen zu müssen, um Neues zu kreieren. Eine zunächst verborgene Chance wird dadurch sichtbar gemacht und Entscheidungsfindung und Entscheidungsenergie wird neu erlebt. Wir erfahren gemeinsam, wie freudvoll Scheitern sein kann, wenn man den Mut hat, Fehler zuzulassen und sich von den eigenen neu entstehenden Ideen überraschen lässt.

So widmen wir uns den verkopften, schweren Themen von einer ganz anderen Seite, indem wir den Raum bieten, loslassen zu können. Letztlich bleiben ohne die Möglichkeit, frei zu schaffen und ohne den Raum für Kreativität und Fehler, Konzepte wie Agilität oder Eigenverantwortung nur ein Gedankenkonstrukt. Methoden wie diese helfen, unser Denken über Veränderungen zu erneuern und Freundschaft mit Veränderung zu schließen.

Wenn Sie mehr über das Thema erfahren möchten, dann vereinbaren Sie gerne einen Gesprächstermin über unser Kontaktformular oder direkt mit unserer Beraterin: kirsten.menzel@fgi-mail.com.

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