Fischer Group International
Dezember 21, 2017

Alle Jahre wieder...

Von: Katrin Bässler-Vogel

Arbeiten auch Sie in einem Unternehmen, in dem nur A-Prioritäten existieren und keiner so recht weiß, was er oder sie zuerst tun soll? Bei immer mehr Arbeit und immer weniger Zeit wird es zunehmend wichtiger, die richtigen Prioritäten zu setzen. Zugleich gilt es alle Jahre wieder zu entscheiden, mit welchen guten Vorsätzen wir das neue Jahr beginnen wollen.

Priorisierung

Laut Forsa Umfrage liegt „Stress abbauen“ in diesem Jahr auf Platz 1. Aus diesem Grund möchte ich Ihnen zum Jahreswechsel einige Hinweise mit auf den Weg geben, wie Sie persönliche Stressfallen bei sich und anderen erkennen können – denn bei stressbedingtem Tunnelblick lässt sich´s bekanntlich schlecht priorisieren.

Gutes Priorisieren heißt nicht nur auszuwählen, was besonders wichtig ist, sondern es bedeutet auch immer, dass etwas runtergefahren werden muss. Das klingt trivial, ist aber eine Sache, die es in sich hat: Widersprüchliche Interessen verschiedener Stakeholder machen es häufig kniffelig zu entscheiden, was liegenbleiben darf und was nicht. Manche dieser Entscheidungen entziehen sich auch schlicht unserem Einfluss – oder wir bilden uns das zumindest ein.

Vielleicht kennen Sie noch das Führungsmotto: „Wer mit der Arbeit fertig ist, kann nach Hause gehen.“ Das hört sich heute eher zynisch an. Unsere innere Haltung führt stattdessen oftmals dazu, dass wir allem und jedem gerecht werden wollen und uns dabei (unnötig?) unter Druck setzen, statt unseren Stapel unerledigter Dinge auch einmal liegen zu lassen. Bevor Sie sich also zwischen den Jahren einen Ratgeber zum besseren Priorisieren zu Gemüte führen, könnte es sich für Sie lohnen, zunächst ihr persönliches Verhalten in stressigen Situationen genauer zu hinterfragen.

In Stress-Situationen entwickeln wir persönliche Strategien, um dem Unbehagen zu entrinnen. Diese inneren und häufig unbewusst ablaufenden Prozesse automatisieren sich mit der Zeit und dienen eigentlich dazu, dem Stressauslöser positiv zu begegnen. Unsere vermeintlichen Lösungsstrategien können sich unter hohem Druck jedoch übertrieben ausprägen und so von nützlichen Motivatoren zu Fallen werden, die uns am sachlichen Priorisieren hindern. Stresssituationen lösen sich dann nicht auf, sondern werden sogar noch verstärkt.

Von außen kann diese Dysfunktionalität, d.h. das übertriebene und nicht mehr hilfreiche Verhalten, das sich unter hohem Druck entwickelt, meist leichter abgelesen werden. Da schickt die Kollegin beispielsweise die Präsentation nicht gleich ab, wenn sie fertig ist, sondern feilt immer weiter an Details herum. Auch durch gute Worte lässt sie sich nicht davon abbringen, gerät immer mehr unter Druck und verheddert sich in schließlich in ihrer Liebe zur Perfektion.

Im Folgenden finden Sie fünf „Antreiber“ in Stress-Situationen nach Taibi Kahler, die Ihnen dabei helfen können, dysfunktionale Verhaltensweisen zu entlarven und so die nützlichen Motivatoren zu pflegen. Diese Antreiber kommen bei jedem von uns individuell, d.h. in unterschiedlichen Ausprägungen und Mischungen, zum Ausdruck.

Mögliche Erkennungsmerkmale der Antreiber

1 - Sei Perfekt!
Typischer Satz: „So kann ich das noch nicht rausschicken!“
Personen, die perfekt sein möchte, haben Sinn für Vollkommenheit und begreifen komplexe Vorgänge. Gerät deren Perfekt-Antreiber in die Stressfalle, werden sie verdrossen, geben komplizierte und umfangreiche Erklärungen ab, kommen nicht zum Ende. Für diese Personen ist das
Pareto-Prinzip Schall und Rauch. Sie sind in diesem Moment sicher, dass es besonders auf die letzten 20% ankommt.
Ein Merkmal für die Übertreibung: Unzufriedenheit

2 - Beeil Dich!
Typischer Satz: „Ich dachte, es geht viel schneller!“
Personen, die sich durch Tempo motiviert fühlen, sind sehr leistungsfähig und aktiv. Wenn dieser Antreiber in uns Fahrt aufnimmt, versuchen wir, alles auf einmal zu erledigen, verzetteln uns, vergessen zu atmen. Gerne verfährt sich jemand, dessen Antreiber auf Hochdruck arbeitet. Er kommt meist zu spät oder auf die letzte Minute.
Ein Merkmal für die Übertreibung: Ungeduld

3 - Streng dich an! 
Typischer Satz: „Ich weiß überhaupt nicht, wie ich das schaffen soll!“
Personen, für die Leistung der Haupt-Antreiber ist, haben ein gutes Durchhaltevermögen und Ausdauer. Wenn dieser Motivator aus dem Ruder läuft, steigen die Ansprüche an die anderen und sich selbst. Es geht irgendwann nur noch darum, dass es anstrengend ist. Was leicht ist, wird nicht als Leistung anerkannt und der Korb wird eigenständig immer höher gehängt. Die Vorstellung davon, was geleistet werden kann, gerät ins Absurde.
Ein Merkmal für die Übertreibung: Strenge, Verkrampftheit

4 - Mach´s recht!
Typischer Satz: „Ich mach das schon für Dich.“
Personen mit dem Harmonie-Antreiber haben eine feine Wahrnehmung und sind sensibel für die Bedürfnisse in ihrer Umgebung. Wenn dieser Antreiber Eigendynamik entwickelt helfen Prioritätenlisten wenig, denn diese Personen können nicht nein sagen, wollen es jedem recht machen und möchten für ihre gute Unterstützung gelobt werden – auch, wenn diese ungefragt war.
Ein Merkmal für die Übertreibung: Abhängigkeit

5 - Sei stark!
Typischer Satz: „Da müssen wir durch! Ein echter Indianer kennt keinen Schmerz.“
Solche Personen besitzen eine hohe Widerstandsfähigkeit und den nötigen Kampfgeist, um auch schwierige Aufgaben voranzubringen. Man trifft diesen Typus häufig in Organisationen an. Wenn dieser Antreiber in uns jedoch in die Stressfalle gerät, müssen wir alles allein schaffen, können nicht um Hilfe bitten und auch keine Fehler zugeben. Wir übergehen dabei auch Gefühle – unsere eigenen sowieso und die der anderen auch.
Ein Merkmal für die Übertreibung: Kälte, Gefühllosigkeit

Wenn Sie sich erst einmal klargemacht haben, welche Antreiber Sie bewegen (sowohl die motivierende als auch die eher einschränkende Seite), lernen Sie oft schnell sich selbst zu steuern und auch unter Druck den „Tunnelblick“ zu vermeiden. Der Erfolg hängt dabei jedoch von Reflexionsvermögen, Regelmäßigkeit und Achtsamkeit ab. Noch wirksamer kann es sein, sich in einer Gruppe oder im Team gegenseitig Feedback zu geben und Vereinbarungen zu treffen, um so ihr Antreiber-Verhalten nachhaltig ressourcenreich zu gestalten.

Mein Tipp für 2018 lautet also: Sie haben sowieso mehr zu tun, als Sie schaffen können. Am besten gewöhnen Sie sich also an, mit Ihren Entscheidungen zufrieden zu sein!

Wenn Sie jetzt Lust bekommen haben, ihre guten Vorsätze zu verwirklichen und zu priorisieren, dann empfehle ich Ihnen das PDF von meiner Kollegin Celina Hiller „Gedanken zum Jahreswechsel – Fokus statt Verzettelung“.

Hier erhalten Sie weiterführende Details:

GEDANKEN ZUM JAHRESWECHSEL - FOKUS STATT VERZETTELUNG

 

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